Nationalteams

 

Ohne Favoritenrolle auf Medaillenjagd

Weibliche U18 will in Nivelles die deutsche EM-Tradition fortsetzen

 

Lisa Jacobi

02.07.2009 - Von allen EM-Turnieren der weiblichen U18 haben deutsche Teams Medaillen mitgebracht. Dem Titelgewinn bei der Europameisterschafts-Premiere 2002 folgten zwei zweite und zuletzt ein dritter Rang. Die Medaillentradition gerne fortsetzen möchte Bundestrainerin Lisa Jacobi mit ihren Schützlingen nun bei der fünften EM-Auflage in Nivelles. Auch ohne Favoritenrolle (Jacobi: „Die gehört klar den Holländerinnen“) hat die DHB-Auswahl den Anspruch, um einen Spitzenplatz mitspielen zu können.
In der Endstation der EM-Vorbereitung ging die deutsche Mannschaft ziemlich auf dem Schlauch. Die letzte von vier vereinbarten Partien gegen die polnische Damen-Nationalmannschaft musste auf ein 30-minütigen Trainingsspiel reduziert werden, weil das Verletztenlager im DHB-Kader zu groß geworden war. „Viele unserer A-Jugendlichen hatten ihre erste halbe Saison bei den Damen absolviert und manche davon spielten noch am Wochenende vor der Poznan-Reise noch die DM-Endrunde. Das alles war schon sehr kräftezehrend“, sah Lisa Jacobi den Grund und ordnete dem EM-Kader anschließend unbedingte Regeneration an, um einigermaßen erholt in die Europameisterschaft zu gehen. Ein Gutes konnte die Bundestrainerin dem Polen-Ausflug abgewinnen: „Da haben wir gesehen, was in einer Turnierwoche alles passieren kann. Von daher war es ein guter EM-Test.“
In Nivelles hofft die Trainerin, dass ihre Mannschaft von Verletzungen verschont bleibt. Dann nämlich sollte das eintreten, was Lisa Jacobi erhofft: „Die Mannschaft hat ein großes Entwicklungspotenzial und kann innerhalb eines Turnier auch wachsen.“ Das wird auch nötig sein, um in der „recht unangenehmen Gruppe“ mit dem „Blindflug-Start“ gegen Litauen („da haben wir überhaupt kein Videomaterial“) und den bekanntermaßen sehr unorthodoxen Russinnen die erhofften zwei Siege in der Tasche zu haben. Denn Punkte gegen den dritten Vorrundengegner Niederlande sollten nicht unbedingt zur Pflicht gehören, um ins Halbfinale zu gelangen. „Die Holländerinnen sind in diesem Jahrgang sehr stark und für mich der absolute Favorit auf den EM-Titel“, sagt Lisa Jacobi. Die Stärke des Oranjeteams musste die DHB-Auswahl beim Osterturnier in Nottingham gleich zwei Mal (0:2 sowie im Finale 2:5) am eigenen Leib miterleben. Deshalb weiß die Trainerin auch: „Es muss schon alles passen, um sie schlagen zu können.“
Wie an Ostern könnte es auch bei der EM wieder zwei Aufeinandertreffen mit Oranje geben. Nach dem Gruppenduell am liebsten im Endspiel. Davor müsste aller Voraussicht nach in einem Halbfinale England aus dem Weg geräumt werden: schwierig, aber bestimmt nicht unmöglich.
Die Rüsselsheimer Trainerin (32) sieht in der Ausgeglichenheit die größte Stärke, aber gleichzeitig auch die möglicherweise größte Schwäche des deutschen EM-Teams, bei dem lediglich Helena Faust vor zwei Jahren in Edinburgh schon Europameisterschaftsluft schnupperte. „Wir haben keine Ausnahmeleute in unserem Kader“, sagt Jacobi, die vor allem vorne drin in der manchmal zu zahmen Sturmreihe gerne eine „Killerin“ für das Verwerten der erspielten Chancen hätte. Vielleicht wächst ja kommende Woche jemand in diese Rolle.

 

 
27. Dezember 2024
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