Christian Bassemir
„Einen klaren Favoriten sehe ich zurzeit nicht“
Fotos: Christian Bassemir einst als Spieler und heute Fotos: DHZ-Archiv
Spitzensport prägte früher das Leben des Weltmeisterschafts- und Olympiazweiten Christian Bassemir. Seit zwei Jahren ist er wieder im Geschäft - als Funktionär.
Seit Februar 2004 gehört der studierte Mediziner und praktizierende Orthopäde dem Gutachterausschuss der Stiftung Deutsche Sporthilfe an. In diesem wichtigen Gremium geht es in der Summe um Millionen, die zur sozialen Absicherung der deutschen Amateur-Spitzensportler investiert werden. Dass ohne die oftmals nicht nur finanzielle Unterstützung der Sporthilfe manche Laufbahn und daher auch manche Medaille nicht möglich geworden wäre, weiß Chris-tian Bassemir aus eigener Erfahrung. Der Heidelberger gehörte von 1976 bis 1985 der deutschen Hockey-Nationalmannschaft an, war Anfang der 80er-Jahre die Nummer eins zwischen den Pfosten und holte Silbermedaillen bei der Weltmeisterschaft 1982 und Olympia 1984. Seine Sternstunde erlebte Bassemir in Bombay, als er im WM-Halbfinale 1982 mit mehreren gehaltenen Schüssen im Siebenmeterschießen maßgeblich zum Sieg über Favorit Australien beitrug. Wenige Monate später wurde der Torwart mit seinem HC Heidelberg auch Deutscher Meister.
Den Besuch bei der WM in Mönchengladbach tritt Dr. Christian Bassemir nicht nur aus alter Hockey-Verbundenheit an. Voraussichtlich am Vortag des Finales trifft sich der Sporthilfe-Gutachterausschuss in der WM-Stadt zu einer Sitzung. „Auch dies zeigt den hohen Stellenwert von Hockey (Förderstufe 1) bei der deutschen Sporthilfe“, so Bassemir.
Frage 1
Werden Sie selbst (und wie oft bzw. an welchen Tagen) bei der WM in Mönchengladbach sein?
Leider nur an den Halbfinal- und Finalspieltagen.
Frage 2
Was erwarten Sie von der Turnierveranstaltung?
Diese Veranstaltung ist ein Meilenstein im Rahmen der Veranstaltungsoffensive des DHB. Es bietet sich eine Chance, Hockey unter besten Bedingungen einem breiteren Publikum zu präsentieren. Der sportinteressierte Zuschauer merkt schnell, wie angenehm die Atmosphäre in der Sport- art Hockey ist, vor allem im Vergleich zur Hysterie während der Fußball-WM. Ich persönlich freue mich auf ein Wiedersehen mit vielen Freunden vergangener Tage – nicht nur aus Deutschland.
Frage 3
Wer ist Ihr Favorit auf den Hockey-Weltmeistertitel 2006?
Einen klaren Favoriten sehe ich zurzeit nicht. Neben Australien konkurrieren Spanien, Holland und Deutschland um den Titel. Pakistan mit seinen genialen Technikern ist allerdings immer für eine Überraschung gut.
Frage 4
Wie hoch ist die Chance, dass die deutsche Mannschaft ihren 2002 gewonnenen Titel erfolgreich verteidigen kann? Und auf welchem Platz wird sie die WM 2006 abschließen?
Deutschland hat gute Chancen, den WM-Titel zu verteidigen. Als reine Amateure werden die deutschen Spieler von Bundestrainer Peters unter professionellen Bedingungen vorbereitet und können topfit in die WM-Spiele gehen. Der heutige zeitliche Aufwand ist mit früher nicht mehr vergleichbar. Außerdem wollen die deutschen Spieler in ihrem „Wohnzimmer“ ungeschlagen bleiben.
Frage 5
Wie kann die Hockey-WM 2006 für die Popularisierung unserer Sportart in Deutschland genutzt werden?
Die Medien mit ihrer TV- und Presse-Berichterstattung sind bei erfolgreichem Abschneiden der deutschen Mannschaft entscheidend für eine größere Popularität der Sportart Hockey, außerhalb der Olympischen Spiele. Der DHB ist mit seinen Überlegungen auf dem richtigen Weg, regelmäßig Spitzenhockey in Deutschland anzubieten. Über diese Events bietet sich die Chance, Schüler und Jugend-liche für Hockey zu begeistern und neue Mitglieder zu gewinnen.
Uli Meyer
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